Der noch junge Verein »Lahn Registrierkassen Gießen« hat es sich zur Aufgabe gemacht, Gießener Industriegeschichte lebendig zu halten. Jüngster Coup: Eine kleine Delegation des Vereins hat sich auf den Weg nach Thüringen gemacht. Ziel war das Stadtmuseum Zella-Mehlis. Im Gepäck hatten sie zwei besondere Schwergewichte.
Nachkommen und ehemalige Mitarbeiter der „Lahn Registrierkassen Gießen GmbH“ haben unlängst den gemeinnützigen Verein mit gleichem Namen gegründet. Ihr Ziel ist es, die heimische Industriegeschichte lebendig zu halten. Im April haben nun einige Vertreter des Vereins zwei seltene Büromaschinen aus den 1940er Jahren an ein Museum in Thüringen übergeben. Zum einen eine elektrische Rechenmaschine vom Typ Mercedes M12 und zum anderen eine manuelle Mercedes-Schreibmaschine, die als Besonderheit mit einem über das DIN-A4-Maß hinausgehenden Breitwagen ausgestattet ist. Beide Geräte bringen ein Gewicht von jeweils etwa zwischen 15 und 20 Kilogramm auf die Waage.
Der Besuch geht zurück auf einen Pressebericht über die Vereinsarbeit in der „Gießener Allgemeinen Zeitung“ im vergangenen Jahr. Daraufhin meldete sich die Tochter einer ehemaligen Mitarbeiterin der Firma NCR Gießen und bot dem Verein die beiden Maschinen an.
Vom Zeitungsartikel zur Museumsreise
„Da wir uns in unserem Verein lediglich auf Registrierkassen spezialisiert haben, suchten wir nach einem Museum, das die Geräte in den passenden historischen Kontext stellen kann“, erklärte Mitgründer und Vorstand Helmut Fritz.
Der Hinweis auf dem Typenschild »Mercedes Büromaschinenwerke Zella-Mehlis« brachte die Lösung und den Kontakt nach Thüringen zum dortigen Stadtmuseum. Die beiden Objekte sind mehr als bloße Sammlerstücke. Die Rechenmaschine M12, zwar elektrisch angetrieben, aber innerlich rein mechanisch arbeitend, steht für den Übergang von handbetriebenen Kurbelmaschinen zum motorisierten Büroalltag. Die übergebene Schreibmaschine mit Breitwagen war im vorigen Jahrhundert ein weitverbreitetes und unverzichtbares Arbeitsgerät, vor allem in Buchhaltungen und Kanzleien. Mit ihnen konnten großformatige Journalblätter oder Karteikarten beschrieben werden. Nun mussten beide Maschinen transportiert werden: "Kein leichtes Gepäck, aber für uns eine Herzensangelegenheit", so Fritz schmunzelnd. Jetzt konnten Fritz und Vereinskollege Jens Schlegel die Maschinen dem Stadtmuseum, das in der historischen "Herzoglich-Sächsischen Beschuss Anstalt" untergebracht ist, übergeben. Dort wurden fast 50 Jahre lang Waffen auf ihre Haltbarkeit überprüft. Museumsleiter Lothar Schreier nahm die Objekte persönlich entgegen, nachdem der zuständige Sammlungsbetreuer Frank Eiselt den Kontakt vermittelt hatte. Gemeinsam wurden die Maschinen mittels Sackkarre ins Museum transportiert. Schreier unterstrich: "Diese Maschinen dokumentieren die Verbindung von Feinmechanik, Ingenieurskunst und Büroalltag nach dem Krieg."
Kontakt soll fortgeführt werden
Der Austausch soll keine einmalige Aktion bleiben. Beide Seiten signalisierten Interesse an einer Fortführung der Kontakte – sei es durch weitere Objektüberlassungen oder gegenseitige Besuche. Für die Gießener Vereinsfreunde steht schon fest: "Wir kommen wieder nach Zella-Mehlis."
(entnommen der Gießener Allgemeinenen vom 20.09.2025, Autor: Redaktion)