Zur Geschichte der Registrierkassenindustrie in Gießen
Vorwort: Die Geschichte der Registrierkassenindustrie in Gießen ist eng mit dem Lebenslauf des aus Ostpreußen stammenden Registrierkassenspezialisten Willy Fritz (1911) verbunden.
- Vorgeschichte und Anfänge in Gießen
Zwei Episoden sind die Initialzündungen für die Registrierkassenindustrie
in Gießen- Die 1930er Jahre
Willy Fritz – 10 Jahre Mitarbeiter bei der „National Registrierkassen GmbH Berlin“ - Die 1940er Jahre
Willy Fritz – Techniker bei der Luftwaffe der Deutschen Wehrmacht in Gießen
- Die 1930er Jahre
- 1945 – Gießen wird neue Heimat
Die beiden Heimatvertriebenen Kurt Ziegler und Willy Fritz, beide aus Ostpreußen stammend, hatten nach dem Zweiten Weltkrieg die feste Absicht, in Gießen Registrierkassen für die gerade wiedererwachende Geschäftswelt herzustellen. Sie sollten handlich klein und preislich für jeden Geschäftsmann erschwinglich sein. - 1946
Selbstständigkeit in einer Trümmerwelt – Ein frühes „Start-Up“ Unternehmen - 1947
Gründung der „Lahn-Registrierkassen-GmbH Gießen“
Entwicklung, Betrieb und Produktion im Erdkauterweg 25
Erste Präsentation auf einer Ausstellung:
Industrieausstellung 1947 in der Gießener „Hessenhalle“ - 1948
Entwicklung neuer Modelle
Erneut Präsenz auf der zweiten Gießener Industriemesse in der Hessenhalle - 1949
Ausweitung der Produktion und Einstieg des Landes Hessen mit Landesbürgschaften - 1950
Ausstieg und Entschädigung der beiden Firmengründer Kurt Ziegler und Willy Fritz;
Weiterführung der Firma und expansiver Weiterentwicklung der Modellpalette durch
vom Land Hessen bestellte Geschäftsführer bis 1954. - 1955
Übernahme der Lahn-Registrierkassen GmbH durch Max Matthiesen
Mit Hilfe der Gießener Wirtschaftsförderungsgesellschaft Neubau neuer Fabrik- und Produktionsanlagen im Schiffenberger Weg - 1959
Erster Antrag zur Eröffnung eines Vergleichsverfahrens zur Abwendung des Konkurses. Insolvenz der Max Matthiesen Lahn-Registrierkassen GmbH
07.1959 Konkurs - 1959 - 1979
Übernahme der Lahn-Registrierkassen GmbH durch die US-amerikanische NCR (National Cash Register AG), der ehemaligen National Registrierkassen GmbH Berlin
Umbau- und Erweiterungsbauten am Fabrikationsstandort im Schiffenberger Weg,
massive Investitionen in Entwicklung und Fertigung elektrischer und elektronischer Kassen und Buchungsautomaten. Die Mitarbeiterzahl steigt wieder auf über 200. - 1970
NCR baut in Linden-Leihgestern eine Produktion für das von ihr erfundene und weltweit erfolgreiche NCR-Durchschreibepapier auf. Dabei handelt es sich um Formularsätze, deren Kopien ohne Kohle- oder Blaupapier im Durchschreibe-verfahren sowohl per Handschrift als auch mit Schreibmaschinen mit Typen-Anschlag beschriftet werden können. - 1970er Jahre
In den 1970er Jahren verlagert die NCR ihre Kassenproduktion mehr und mehr wieder zurück in das Stammwerk nach Augsburg, - 1976
NCR gibt die Maschinenproduktion in der Fabrikanlage im Erdkauterweg auf. Für Vertrieb, Verkauf und Kundendienst werden in Gießen sowohl im Ursulum als auch in der Bahnhofstraße andere Betriebsstätten gefunden.
Vorübergehend wird das Fabrikgelände Schiffenberger Weg von der US-Armee gemietet, um dort amerikanische Kinder von Armeeangehörigen zu unterrichten. - 1980: Neue Nutzung – Neues Leben
Der Schulträgerverein „August-Hermann-Francke-Verein Gießen e.V.“ übernimmt das ehemalige NCR Firmengelände und beginnt mit dem Aufbau einer staatlich anerkannten christlichen Privatschule. Diese startet mit zwei Gymnasialklassen der Jahrgangsstufe 5 und bietet heute das gesamte Bildungsprogramm vom Kindergarten (Kita), Vorschule, der Grundschule, der Realschule und dem Gymnasium an. Durch zahlreiche Anbauten, Erweiterungen und Neubauten entstand im Schiffenberger Weg und den angrenzenden Straßen ein großer Schulcampus, der heute (2024) von mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler besucht wird.